Geschichte | „Kleider machen Leute“ – Die Bedeutung von Kleidung und anderen Inszenierungsformen in der Geschichte
Dieses Seminar beleuchtet die Bedeutung von Kleidung und anderen Formen, sich nach außen hin zu präsentieren (Haar-/Bartmode, Tattoos, Statuen, Bauwerke, Fernsehauftritte usw.), von der Antike bis in die Gegenwart. Galt etwa im Alten Rom ein Bart bei einem Kaiser noch als Zeichen philosophischer Bildung und vertiefter Menschenkenntnis, so entwickelte sich der Bart im 20. Jahrhundert zum Ausdruck einer Protesthaltung gegen Staat und Gesellschaft, wie sich unschwer an den heroischen Bildnissen des stets unrasierten kubanischen Revolutionärs Fidel Castro erkennen lässt. Diese und andere Formen der Inszenierung der eigenen Person durch spezifische äußerliche Kennzeichen sollen im Seminar besprochen und von den Seminarteilnehmern in einer wissenschaftlichen Arbeit im Einzelnen näher untersucht werden.
Eine Exkursion in das Augsburger Textil- und Industriemuseum soll dabei zu Beginn des Seminars die Bedeutung von Kleidung und Mode als Ausdrucksform im 19. und 20. Jahrhundert verdeutlichen und Fragestellungen für den weiteren Verlauf des Seminars aufwerfen.
Zudem ist im Rahmen des Seminars der Besuch der Geschichtsfakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit einem Expertengespräch und einer Bibliotheksführung durch die Fakultätsbibliothek geplant, in der auch die Grundlagen der Literaturrecherche vor Ort vermittelt werden sollen.
Mögliche Themen einer Seminararbeit:
Antike (bis 500 n Chr.)
- 1. Purpur nicht dem Pöbel! - Farbe und Stoff als Mittel zur sozialen Distinktion in der römischen Gesellschaft
- 2. Starker Feldherr oder gebildeter Feingeist? – Statuen als Ausdruck des Herrschaftsanspruchs römischer Kaiser
- 3. Auch über den Tod hinaus ein Fürst – Hügelgräber als Inszenierungsform bei den Kelten
Mittelalter (500 – 1500 n. Chr.)
- 4. Von Unterhosen und Unterkleidern – Kleidung als Grenzlinie zwischen den Geschlechtern im Mittelalter
- 5. Item alle die sich aus dem adel beweiben, mit denen mag man turnieren. – Die Bedeutung von Ritterturnieren als Bühne der mittelalterlichen Gesellschaft
- 6. Zu Stein gewordene Herrschaft – die Burg als Wehr- und Schaustätte mittelalterlicher Herrscher
Frühe Neuzeit (1500 – 1800 n. Chr.)
- 7. Sollen die Handwerksknecht und Gesellen kein Gold, Silber, Seyden oder Straußfedern tragen – Die Bedeutung von Kleiderordnungen in der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft
- 8. Männer in Strumpfhosen und Stöckelschuhen – Die Herrschaftspräsentation absolutistischer Herrscher in den Staatsportraits des 17. und 18. Jahrhunderts
- 9. Blanke Brüste als Ausdruck der Freiheit? – Die Rolle von Nacktheit in der Französichen Revolution
Neuere und neuste Geschichte (1800 – heute)
- 10. Schwarz-Rot-Gold oder Schwarz-Rot-Weiß? – Die Bedeutung von Flaggen im Kontext der deutschen Nationalbewegung im 19. Jahrhundert
- 11. Zu Weihnachten einen Matrosenanzug – Kleidung und Militarismus im deutschen Kaiserreich
- 12. „Der Führer spricht“ – Selbstinszenierung und Propaganda über das Medium der Sprache im Nationalsozialismus
- 13. Welthauptstadt Germania – Die Monumentalarchitektur der Nationalsozialisten
- 14. Wie kurz ist zu kurz? – Die Bedeutung des Minirocks in der 68er-Bewegung 15. Punk‘s not DDR? – Die Bedeutung von Kleidung, Musik und Piercings in der DDR
- 16. Coco Chanel, Karl Lagerfeld, Christian Dior – ModeschöpferInnen und ihr Einfluss auf die Gesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts
Querschnitte
- 17. Tattoos tabu? – Die Bedeutung von Tätowierungen und Körperbemalung von der Antike bis heute
- 18. Tontafel, TV, Twitter – Wie Medien die Art und Weise der Selbstdarstellung beeinflussen
- 19. Kleidung Global – Die Rolle von Kleidung im Globalisierungsprozess seit der Frühen Neuzeit